Das bestellte Universum und das Ich-Konzept

Wer bin ich? Was soll ich? Was tue ich? Was darf ich? Was…

Man könnte noch weitere Fragen mit „Ich“ stellen. Solange Du Dich für etwas hältst, also, für die Summe von Teilen, begrenzt Du Dich und blendest alles das aus, was Du glaubst nicht zu sein. Wobei die Frage, wer Du überhaupt sein sollst im Raum steht. Wer soll man denn eigentlich sein? Viele Menschen spüren, das die Frage nur unzulänglich beantwortet werden kann und fühlen sich schlecht damit, fühlen sich unbewusst, meilenweit entfernt von vermeintlicher Erkenntnis, oder schlimmer ausgedrückt, Erleuchtung.

Es wird so getan, als ob die Frage, wer man sei, beantwortbar wäre, wenn nur genug Information vorläge. Doch das wird immer ein Geheimnis bleiben, weil im Grunde da niemand ist, der irgendwie sei. Das Ichfühlen wird stark von Entscheidungen geprägt, die viel mit dem inneren, ich nenne es mal Gemütszustand zu tun hat.

Wir blicken in die Welt durch getönte Scheiben und werden die Tönung durch Wollen niemals aufklären. Wahrheit entzieht sich unserer Wahrnehmung, da wir lediglich eine Interpretation dessen erkennen können. Dabei geht es um nichts, hier ist kein Handeln erforderlich, sondern eher ein lassen. Lassen, besser gesagt, Unterlassen scheint eine Goliath Aufgabe zu sein.

Im Zeitalter von „Express Yourself“ kommt anscheinend Erkenntnisgewinn durchs Tun und da sind inzwischen Millionen von Möglichkeiten vorhanden, die einen Glück bescheren wollen. Als ob Glück Erkenntnis bedeutet, oder Glück als Parameter für Erleuchtung genommen werden könne. Der Erleuchtete muss demnach sehr glücklich sein. Die vermeintlichen Glückstrainer sehen auch genauso aus, und verwechseln Übersprungshandlung mit Erkenntnisprozess.

Das bestellte Universum

Du musst nur fest genug an das Universum glauben und deine Bestellung wirklich gefühlt formulieren und du wirst erhört. Keine Ahnung wieviele Menschen sich auf Grund dessen unzulänglich fühlen, wenn Sie nicht mal einen Wunsch fühlen können. Sie äußern einen Wunsch, weil sie sich nicht richtig fühlen – Ihnen etwas zu fehlen scheint, ein letztes Puzzlestück und wenn das, am richtigen Platz ist, dann… ja, dann… ja, was ist dann? Dann ist natürlich alles besser. Man muss dann wohl angekommen sein… Ist das so und wo steckt man jetzt?

Was suchst Du?

Meist fällt der Mensch auf sich zurück, weil natürlich immer etwas fehlt. Oder? Auf der Ebene des Suchens findet Suchen statt. „Wer suchet, der findet“, heißt der Spruch und sollte auch genauso verstanden werden. Hier steht nicht, „wer sucht beendet die Suche“. Man kennt es doch. Wenn man mal etwas wirklich verlegt hat und sucht umfangreich, man findet ebenfalls Dinge, die man zwar in diesem Moment nicht suchte, aber trotzdem verlegt hatte und so findet man allmöglichen Kram. Und jetzt schau in Dich und suche das fehlende Etwas. Wow, sofort türmte sich ein Gebirge in mir auf und der Wald wäre vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Und hier soll ich etwas finden? Äh, und was suche ich überhaupt? Na Dich, das glückliche Ich, eine glücklichere Version deines Seins. Boah –  Ein trostloses Unterfangen. Und sofort fühle ich mich schlecht, weil da ja noch irgendwo eine glücklichere Version von mir herumstolpert.

Viele Menschen sind genau auf dieser Suche und finden immer nur noch verschlagenere Dämonen, die einen etwas anderes Vorgaukeln, doch solange du einen Impuls für eine Richtung hast, entfernst du dich von Dir.

Der Weg soll natürlich zu Dir führen. Okay! Verstehe… Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, man benötigt einen zweiten Punkt, doch welches innere Ich in dir, steht dir gegenüber? Der gesunde Menschenverstand sagt mir, das mir etwas gegenüber ist. Keine Ahnung was? Ich schätze mal ein Spiegelbild, eine Projektionsfläche. Eine Reflexionsfläche, die mir erlaubt, das ich über mich nachdenken kann, das ich eine Metaposition einnehmen kann, doch das scheint Fluch und Segen zugleich zu sein, weil ich mich damit verwechseln kann! Und Verwechslung findet statt!

Über mich nachdenken klingt so vernünftig, so als wäre das der Anfang eines Prozesses und ein bisschen stimmt das wohl auch, aber nur dann, wenn alles Nachdenken nicht zu irgendwelchen Anweisungen führt, so nach dem Motto, so darfst du nicht sein, oder, das ist nicht sehr bewusst.

Wie wäre es denn, wenn du dich einfach mal vergisst, wenn du dich verlierst und nicht den Drang verspürst, dich wieder finden zu müssen und einfach verloren bleibst. Hm, verloren klingt so verloren, selbstvergessen klingt so unbewusst. Bewusstsein scheint wohl eher zu bedeuten, alles gefunden zu haben. Oder? Nein!

Selbstvergessen

Man kennt die Momente, in denen man sich vergessen hat, meist werden die Momente als kraftspendend empfunden. Jeder von uns kommt aus dem Land, das Kindheit heißt und kennt die Augenblicke, in denen wir in etwas aufgesogen wurden, in denen wir selbstvergessen waren und spielten. Mitunter wachte man auf und Stunden waren vergangen. Das heißt natürlich nicht, das wir im Zeitalter von Netflix uns einfach vor den Bildschirm hängen zur brauchen und alles ist wieder gut. Das hat mehr mit Ablenkung zu tun, als mit Selbstvergessen. Was wäre, wenn in dir kein Bestreben wäre, dich , oder irgendetwas anderes in dir suchen zu müssen und du so wie du jetzt bist, einfach bist. Keine Anweisung, keine Richtung, die eingeschlagen werden müsste, nur jetzt, so zu sein, wie du bist und Ende.

Kein Gedanke, der Dich verführt, der etwas relativiert, kein Gedanke, den du annimmst, sondern nur Gedanken, die da sind und wieder gehen. Sie treiben an dir vorbei, wie ein Blatt auf dem Wasser. Jetzt ist es da, und jetzt ist es wieder weg. Kein Drang, das Blatt an Land ziehen zu müssen, es treibt nur an dir vorbei und gut, auch wenn es das schönste Blatt von allen war. Es zieht vorbei und langsam breitet sich vielleicht Ruhe in dir aus, weil Platz zum Atmen kommt… und so atmest du ein, und wieder aus – ein und aus, ein und aus…. Und ein… und aus… und… und… und… und… und… und… … .. . bist!

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