was können wir lernen?
von hector haller
Kritik ist wichtig!
Wie kostbar sind Momente, in denen wir eines Besseren belehrt wurden? Natürlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Es gab ein Gegenüber, das uns als würdig empfand Kritik zu äußern. Es geht hier nicht ums bloße kritisieren, oder rummäkeln, sondern darum, sich in die Thematik eines Gegenübers insoweit hineinzuversetzen, das man es mit Bezug auf seine eigene Position versucht zu verstehen. Die Ureinwohner Amerikas haben dafür ein Sprichwort, das ich als treffend empfinde.
„Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist“
Was dem politischen Diskurs auf der ganze Welt leider absolut abgeht.
Was kolportieren derweil die Medien? Wir leben in postfaktischen Zeiten, in denen gegen Hatespeech vorgegangen werden muss, als ob unser Seelenheil davon abhing. Wir brandmarken unser Gegenüber, damit wir uns mit dem Gesagten nicht mehr auseinandersetzen müssen. Wir werfen mit Begriffen umher, wie antisemitisch, die Atombombe unter den Diskreditierungen, damit die Person verunglimpft wird, und am besten verstummt. Daraus erwächst Schweigespirale, was damals sehr gut war für das III Reich.
Es wäre schön, wenn es klare Definitionen von Hatespeech gäbe, um Orientierung zu erhalten – die gibt es aber nicht und so kann behauptet werden, das sich die Balken biegen.
Wer prüft, wenn zu Unrecht verunglimpft wurde und wie ist mit den Verunglimpfern umzugehen, wenn ein Mensch, in die Mainstreammangel genommen wird und Mundtot gemacht wurde. Das sind klare Verstöße gegen die kostbare Pflanze Demokratie. Demokratie, mit all seiner Bürokratie, sind doch der Schutz vor willkürlicher Auslegung. Von daher muss es klare Definitionen geben, was in Demokratie geht und was nicht – und Recht zu sprechen sollte den Gerichten obliegen.
Im Grunde wird Demokratie zerstört, in dem wir uns über den anderen erheben und seine Meinung als undemokratisch bezeichnen. Was soll das für eine Auseinandersetzung sein, wenn nicht versucht wird, sein Gegenüber zu verstehen? Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass man sich selbst auf Seiten einer Wahrheit wähnt und dadurch taub für andere Ansichten wird. Es wird gelobt, wenn man mit Trägern anderer Ansichten nicht spricht und es wird getadelt, wenn man es dann doch tut – was hat das mit Demokratie zu tun? Logischen Erwägungen können nicht gefolgt werden, wenn sie vom Falschen geäußert werden, so beschränken wir unseren Spielraum immer mehr, bis wir nur noch steif und starr reagieren können. Das ist dämlich!
Wir beschäftigen ehemalige Stasimitarbeiter, Frau Kahane, Amadeu Antonio Stiftung, die geläutert scheinen, weil sie eingesehen hatten, das Ausspionieren für Herrschaft unschön war, nur um sie dann zum Bundeschefankläger für Hatespeech in sozialen Netzwerken zu machen. Das ist so was von grotesk! Hier schreibt die politische Wirklichkeit wirklich mit merkwürdiger Tinte.
Es ist doch die Kritikfähigkeit, die Demokratie erst stärkt, weil Sie ein wichtiges Korrektiv darstellt und Fehlentwicklungen aufzeigen kann. Sollte man anfangen sich selbst für Alternativlos zu halten, verläßt man den Hafen Demokratie und driftet in autokratische Gewässer, wo Willkür für tosende Brandung sorgt. Ahoi!
Das nicht beschäftigen mit Kritik, oder anderen Ansichten und Meinungen treibt den Staat in den Totalitarismus, so frei nach dem Motto, wer nicht für uns ist, ist gegen uns und sofort werden Andersdenkende zu Feinden.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es in unserer Verfassung, was umgehend alle „Verunglimpfer“ zur Räson bringen müsste. In den Medien wird immer wieder mal von „Gefährdern“ gesprochen, ich spreche mich gegen die vermeintlichen „Verunglimpfer“ aus, die leider nicht verstanden haben, das Kritik Demokratie belebt und Kritikablehnung Demokratie zerstört.
Ein Diskurs kann nur geführt werden, wenn die aufscheinende Wirklichkeit, das mehr Ansichten existieren, als nur die eigene, akzeptiert wird, wenn Kritik gleichwertig nebeneinander stehen kann und wenn ich diese würdige. In dem ich Kritik würdige, würdige ich den Andersdenkenden und auch mich selbst, was den Artikel 1, des Grundgesetzes, die Würde des Menschen ist unantastbar, absolut entspräche.