Saat und Ernte

…an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen

von hector haller

„ihr werdet ernten, was ihr gesät habt“, heißt ein biblischer Text, der soviel bedeutet, das das, was du bereit bist zu investieren, dir zurückgegeben wird. „Säe auf dem Acker Deiner Feinde und Du kannst dich daran erfreuen, was der Wind Dir zuträgt“. Urchristliche Weisen – genauso, wie in der Bibel mal stand, Du sollst nicht töten. Die Kirche hat diese Passage gewandelt, in, Du sollst nicht morden. Jetzt muss Herrschaft nur noch definieren, was Mord ist, und siehe da, Herrschaft darf töten, wenn der Tatbestand des Mordes nicht vorliegt, was diverse Kriege im Namen der Kirchen aufzeigen. Wahre Winkeladvokaterei und Betrug an der Wahrheit.

So wird Jesus, Tag für Tag, immer und immer wieder von neuem getötet.

Jesus sagte nicht umsonst am Kreuz: „Vater, vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht was sie tun“. Diesen Satz sollten sich alle Kriegstreiber hinter ihre Ohren schreiben.

Im Krieg werden Menschen getötet und jeder Mensch ist es wert, das man für Frieden einsteht. Wir sind eine Menschheitsfamilie – der Begriff stammt von Dr. Daniele Ganser – und diesen Begriff habe ich in meinen Wortschatz aufgenommen, weil er respektvoll das beschreibt, was ich tief empfinde.

Die neue Physik zeigt seit den 20er Jahren, des letzten Jahrhunderts, das wir nicht nur aus Materie bestehen, denn, dringt man tiefer in den Kaninchenbau des Elementarteilchenzoos, so finden wir da nichts – da anscheinend unser Verständnis von uns und Materie auf falschen Annahmen beruht. Den Raum, den wir einnehmen, ist um ein vielfaches größer, als der eigentliche Platzbedarf von messbarer Materie. Hätte der Atomkern die Größe eines Fussballes, so schwirrten erste Elektronen an der Spitze des Eifelturmes umher. Alles dazwischen ist masseloser Raum, den wir nicht kennen, den wir nicht mittels unserer Messgeräte erreichen können. Der Anteil von Materie macht 0,000000001% in diesem Raum aus.

Also, was sind wir? Nichts? Raum? Geist?

Der Raum in uns geht nahtlos in alle angrenzenden Räumen über. Auf der Ebene der kleinsten Teilchen sind wir vom übrigen Rest nicht zu unterscheiden. Wir sind sozusagen eins mit Allem.

Alte Schriften tragen diese Wahrheit bereits sehr lange in sich, das wir mit Allem verbunden sind.

Diese Erkenntnis hat Konsequenzen!

In alten koptischen Schriften kann man lesen, das Jesus den Fleischgenuss ablehnt – er geht sogar soweit, das er sagt, das der, der einen Ochsen schlachtet, es dem gleich tut, der einen Menschen erschlägt. Harte Worte für alle, die Fleisch essen, so auch für mich. Die Kirche hat diese Texte natürlich nicht übernommen, weil die Kirchenfürsten damaliger und auch heutiger Tage auf Ihre fleischlichen Genüsse nicht verzichten wollen. Leo Tolstoi hat dazu treffend gesagt, „solange es Schlachthöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben“. Er verknüpft die Tatsache unserer Rinderzucht, Haltung und Tötung der Rinder mit unseren Kriegen. Das ist doch mal interessant!

Geht man offenen Auges durch die Welt, so erkennen wir, das viele jüngere Menschen bereits Vegetarier sind und erst durch den Erziehungswust, der Eltern, durchs dunkle Tal des Fleischgenusses waten müssen. Mir geht es da genauso – auch ich habe meinen Sohn zum Fleischesser erzogen.

Bewusstwerdung tut weh, doch es wird Zeit, das wir unsere eitrigen Wunden endlich versorgen. Es ist an der Zeit, an das Heil dieses Planeten, mit all seinen Wesen zu denken. Gute Vorsätze reichen nicht mehr aus, es geht ums Ganze. Jesus sagte, das es nicht ausreicht, nur zu glauben, das das handeln im Guten viel wichtiger sei, als alle Gebete der Welt. Tu deinem Nächsten etwas gutes, und deine Tat ist tausendfach wertvoller, als eine korrekt ausgeführte Liturgie. All das, stammt aus Texten, die nicht in die Bibel übernommen wurden und als apokryph bezeichnet werden. Warum wohl?

In Dostojevski´s Buch, „der Großinquisitor“, erscheint Jesus im Mittelalter, zur Zeit der Inquisition und bedroht die Ordnung der damaligen Zeit. Es wäre heute nicht anders und Jesus verbrächte seine Tage in irgendeinem Foltergefängnis, oder läge verschnürt in einer geschlossenen Abteilung und sinnierte Stumm an die Decke. Das Buch beschreibt auf spannenden 70 Seiten, einen Monolog zwischen dem Großinquisitor und Jesus, der die ganze Zeit nichts sagt und seinen Peiniger nur milde anlächelt, was den Großinquisitor nur noch rasender macht. Er wirft Jesus vor, zu perfekt gewesen zu sein, das kein Mensch im nacheifern könne und deshalb der Mensch zum scheitern verurteilt wäre. Der Peiniger ist ein alter Mann, der sich im Dienste einer Kirche wähnt, die glaubt, im Dienste Gottes zu sein, und im Gegenüber von Jesus erkennen muss, jemand anderen zu dienen, aber nicht Gott. Der Großinquisitor kann nicht aus seiner Haut und bittet Jesus zu gehen.

Gehe hinaus und kehre nicht wieder – kehre nie wieder – nie, nie!

Zum Schluss küsst Jesus die schmalen und blutleeren Lippen des alten Mannes und geht hinaus.

Die Zeiten haben sich bis heute leider nicht geändert.

Die westliche Wertegemeinschaft tut so, als ob die Aufklärung sie zu besseren Menschen gemacht hätte, doch sprechen die Verbrechen des 20 und 21 Jahrhunderts an die Menschlichkeit eine gänzlich andere Sprache. Hier könnten wir, nach wie vor, viel vom Mann aus Nazareth lernen, der für absoluten Gewaltverzicht und Gerechtigkeit innerhalb seiner Glaubensgemeinschaft stand. Die heutige Kirche ist immer noch nicht pazifistisch, was in Anbetracht der Lehren Jesus Christus eigentlich undenkbar ist, doch Kirche segnet Waffen, was mit Jesus niemals gegangen wäre. Auch ist die ganze Konzeption von Kirche, mit Ihrem Gehabe, Brimborium und Ihren Palästen undenkbar für Jesus, da Jesus, zu Lebzeiten, gerade die Priester hart angegangen war, da diese sich über die Menschen erhoben, sich für etwas besseres hielten und Ihren Glauben wichtiger nahmen, als selber Gutes zu tun – wehe dem, der nur von Wahrheit und guten Taten spricht, aber mit seinem Handeln das Gegenteil zeigt. Hier sollte Kirche, die Jesus vor sich herträgt, wie ein Banner, ein anderes Gesicht zeigen. Hier gilt der Satz von Jesus von Nazareth: „an ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen.“ Im Grunde ist es egal wer diesen Satz sagt, der Sagende stellt sich nur bereit eine Wahrheit zu verbreiten, die wichtiger ist, als der Überbringer.

Wir kennen Menschen, die viel reden, aber wenig handeln, und ein bisschen ist jeder so – er ist so lange so, bis erkannt wird, das Leben handeln und nicht reden bedeutet.

Im Handeln küsst uns das Leben, von daher lässt sich sagen, das Reden Silber und Handeln Gold ist – wenn dann alles Handeln, ein bewusstes, verantwortungsvolles handeln ist, so erfreut sich Mutter Erde und beschenkt uns mit all ihren Früchten und Wundern.

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